Klimafreundliche Mobilität mit Hermino Katzenstein (MdL), 27.7.2021

Alle interessierten  Haßmersheimer und Haßmersheimerinnen waren von der Bürgerliste – Bündnis 90/ Die Grünen am 27. Juli 2021 zu einer Radtour mit dem Grünen Landtagsabgeordneten und Fahrradexperten Hermino Katzenstein von Neckarmühlbach bis zur Schleuse eingeladen. Gemeinsam sollten die Radwege – vor allem in Neckarmühlbach – auf ihre Verkehrssicherheit begutachtet werden. Schon die Radwegeführung an der Schleuse in Gundelsheim führt zur Verunsicherung der Radler*innen und ist schlicht gefährlich. Weiter ging es Richtung Neckarmühlbach, wo der Radweg am Ortsschild einfach endet. Hier wies der Abgeordnete auf die fehlende Einleitung des Radweges auf die L588 hin und empfahl im weiteren Verlauf Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn aufzubringen. Als „katastrophal“ bezeichnete Katzenstein die Situation am Ortsausgang am Friedhof. Der Radweg aus Haßmersheim endet abrupt, ohne dass die von dort kommenden Radfahrer*innen die Fahrbahn sicher queren könnten, hinzu kommen extrem schlechte Sichtverhältnisse. Alle Teilnehmer*innen waren sich einig, dass hier dringender Handlungsbedarf bestehe. Auf der Haßmersheimer Gemarkung hingegen wurde bemängelt, dass die Verkehrsführung durch den Ort für Fremde sehr verwirrend sei und viele dann doch die L588 entlang führen bis zur Schleuse von Neckarzimmern. Auch hier sollte möglichst schnell die Verkehrsführung optimiert werden. Katzenstein, selbst passionierter Rennradfahrer, ermutigte zu selbstbewusstem Auftreten: „Radfahrer*innen sind keine Verkehrsteilnehmer*innen zweiter Klasse!“

Im neu eröffneten „Ritter“ informierte dann Hermino Katzenstein (MdL seit 2016, Mitglied im Verkehrsausschuss des Landtags, Sprecher der Grünen Fraktion für Fuß- und Radverkehr) über die Planung und Finanzierung des Radverkehrsnetzes. Auf vier Säulen steht die Radverkehrsförderung in Baden-Württemberg: Die RadSTRATEGIE verfolgt mehr als 60 konkrete Einzelprojekte, die RadKULTUR ist eine Kampagne zur Förderung des Radverkehrs (darunter fällt auch das STADTRADELN), das RadNETZ wird stetig ausgebaut und die Radschnellverbindungen werden gerade landesweit, u.a. in drei Pilotprojekten, eines davon zwischen Mannheim und Heidelberg, ausgebaut.

Die Förderung des Radverkehrs dient auch dem Klimaschutz, denn um die Pariser Ziele einzuhalten, muss im Land bis 2030 jeder zweite Weg zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Zudem müssen die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) verdoppelt werden, jedes dritte Auto klimaneutral fahren, jede dritte Tonne klimaneutral transportiert und der Verkehr in den Städten um ein Drittel reduziert werden. Im LGVFG (Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) werden den Kommunen pro Jahr 320 Mio. € zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung gestellt. Die Fördersätze für die Maßnahmen wurden deutlich erhöht, sie können von einer 60 Prozent Bezuschussung bis hin zu 90 Prozent der Kosten, wenn sie besonders klimafreundlich sind, betragen. Darunter fallen z.B. der Umbau von Fahrspuren zu Radwegen, die Querungshilfen und die Fahrradabstellanlagen.

Haßmersheim besitzt einen Radschulwegeplan und kann sich auch an einem Fußverkehrscheck beteiligen. Dies ist ein Bürgerdialog orientiertes Verfahren, um das Bewusstsein für eine Geh-Kultur zu schärfen, sicherer und attraktivere Gehwege zu gestalten. Denn der Fußverkehr darf nicht unterschätzt werden! Wenn genauer hingeschaut wird, hat er einen Anteil von 50 Prozent der Verkehrsmittel.

Anna Leischner, Grüne Gemeinderätin, wies darauf hin, dass es bereits Radwegeplanungen eines örtlich bekannten Ingenieurbüros seit 2018 gebe. Im Großen und Ganzen entsprechen diese Entwürfe den Vorstellungen der Anwesenden, denn niemand besser als die Neckarmühlbacher*innen selbst wissen, wo es klemmt und was verbessert werden kann. Vorschläge, die Lücke im Radwegenetz von Gundelsheim kommend vorbei am Sportplatz mit einer Brücke über den Mühlbach bis zum Radweg nach Haßmersheim zu schließen, ist die favorisierte Variante.

Dass dafür wieder Geld in die Hand genommen werden muss, steht außer Frage, denn schließlich ist die Sicherheit der Radelnden – ob im Alltagsverkehr oder als Tourist*in – auf den Neckar-Radwegen das höchste Gut.

Über die rege Beteiligung der gut besuchten Veranstaltung, insbesondere auch darüber, dass fast alle Fraktionen des Gemeinderates vertreten waren, zeigt doch, dass hier schnellstens Handlungsbedarf besteht.

Thorsten Ringwald und Anna Leischner bedanken sich bei Hermino Katzenstein (Mitte)

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